Frau sitzt am Strand auf einer Buhne und sieht aufs Meer

Mein Jahresrückblick 2021: Sometimes I feel like a motherless child

Das Jahr 2021 hatte einiges zu bieten: Es war alles dabei – Trauer, Verzweiflung, Angst, Liebe, Stolz und Freude. Daher ist der Jahresrückblick 2021 eine bunte emotionale Mischung.

Hätte mich am Anfang des Jahres eine gute Fee gefragt, was ich mir für 2021 wünsche, hätte ich am liebsten natürlich Friede, Freude, Eierkuchen gehabt. Die Fee war nicht da, und so ist vieles anders gelaufen, als ich gehofft hatte. Ich bin durch viele Gefühle hindurchgegangen, die ich mir nicht unbedingt freiwillig gewünscht hätte. Letztlich habe ich dadurch aber auch viel gelernt. Vor allem habe ich viel über mich, meine Art zu leben und das Leben selbst gelernt. Glaube ich zumindest 😉

Ich glaube, viele von uns haben in den letzten Monaten ihre Herausforderungen und Ängste gehabt und haben sie immernoch. Es hat sich viel verändert – in uns selbst, in unserem Miteinander, in unserem gesamten beruflichen und privaten Leben. Mit diesem Jahresrückblick erzähle ich, wie ich mit meinen Gefühlen umgegangen bin und was ich in Zukunft machen möchte, um möglichst gut durch Zeiten wie diese hindurch zu kommen. Dabei schreibe ich nicht über das Corona-Virus, denn es gab so viele andere Themen in diesem Jahr. Die Frage, die mich das ganze Jahr über begleitet hat, ist: “Wie kann ich – bei all diesen Aufs und Abs – gut für mich sorgen? Wer möchte ich sein? Wie kann ich andere unterstützen, auch gut für sich zu sorgen?”


Das habe ich mir für 2021 vorgenommen – und so ist es gelaufen

  • Morgenroutine mit Yoga, Dankbarkeitstagebuch und Meditation: Zwischendurch habe ich es nicht durchgehalten. Inzwischen mache ich 3-4x pro Woche morgens eine kleine Yoga-Session und meditiere tagsüber ohne feste Zeiten. Das Dankbarkeitstagebuch fiel mir schwer, weil ich mich unter Druck gesetzt habe, unbedingt dankbar sein zu müssen. Trotzdem glaube ich, dass es eine tolle Idee ist, mit Dankbarkeit in den Tag zu starten.
  • Persönliche Weiterentwicklung: Das war eine spannende Reise – obwohl wir doch dieses Jahr gar nicht viel reisen durften! 😉 Ich wollte mich, meine Wünsche und Ziele und meine Verhaltensmuster besser kennenlernen, um nicht immer aus dem gleichen Automatismus heraus in gleiche Muster zu verfallen. Dabei haben mir Meditation und andere Tools geholfen. Es gab dabei viele Aha-Erlebnisse für mich. Ich bin auf dem Weg.
  • regelmäßig in Social Media posten: Durch den Tod meiner Mutter ist das den Sommer über in den Hintergrund getreten.
  • jede Woche einen Blogbeitrag schreiben: Auch das ist auf der Strecke geblieben und kommt auf die Liste für 2022.

Mein Jahresrückblick 2021

Ein trauriger Start

Das Jahr 2021 fing an wie 2020 aufgehört hatte: sehr, sehr traurig!

Ende des letzten Jahres ist meine Mutter von jetzt auf gleich von der Treppe gestürzt. Eben noch hatte sie mit meinem Vater zusammen das Haus weihnachtlich geschmückt. Nun lag sie im Koma mit einer Hirnblutung durch den Sturz. Sie hatte den Sturz vermutlich gar nicht mitbekommen und wenigstens das war gut so. Sie lag also im Januar 2021 im Krankenhaus und niemand von uns durfte sie besuchen, weil ja Corona war! Die Vorstellung, dass sie nicht wusste, was passiert war,  möglicherweise aus dem Koma aufwachte und nicht verstand, warum ihre Familie nicht bei ihr war, war für micht fast unerträglich. Wir wussten nicht, ob sie irgendetwas verstand, von dem, was um sie herum geschah.

Ich habe lange überlegt, ob ich das Thema in einem Blogbeitrag “abhandeln” kann. Schließlich bin ich keine Expertin, was das Thema Sterben angeht. Aber wer ist das schon? Außerdem ist es ein sehr persönliches Thema. Ich habe mich dazu entschlossen, es zu wagen, über dieses Tabuthema zu schreiben, denn ich finde es so wichtig, dass Menschen darüber reden, wie es ihnen geht, wenn Angehörige erkranken und auch sterben. Gerade in diesen Zeiten ist es auch so wichtig, dass es nicht in Vergessenheit gerät, wie es für Patient:innen und Angehörige ist, wenn sie nicht ins Krankenhaus dürfen, wenn Menschen vollkommen alleine leiden und sterben.

Die Pflegekräfte waren einfach der Hammer! Sie haben uns alles ermöglicht, was sie konnten, waren unglaublich liebevoll und verständnisvoll – und das in Zeiten, in denen sie selbst nicht wussten, wo ihnen der Kopf steht vor lauter Stress und Arbeit und emotionalem Druck. So haben sie uns täglich telefonisch mit viel Geduld auf dem Laufenden gehalten. Sie haben meiner Mutter das Telefon ans Ohr gehalten, damit wir mit ihr sprechen konnten. Sie selbst konnte nicht antworten, aber vielleicht hat sie verstanden, dass wir da waren. Die ersten Male, die ich mit ihr sprechen konnte, habe ich geheult, obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, es nicht zu tun. Ich wollte ihr Mut zusprechen und sie nicht belasten, indem ich weine. Doch die Gefühle gingen mit mir durch. Und das war o.k.

Später habe ich ein Handy mit Skype an der Krankenhaus-Information abgegeben, das auf die Station gebracht wurde. Meinem Vater habe ich gezeigt, wie er mit seinem Tablet skypen kann. Wann immer wir wollten, durften wir anrufen und zumindest über Skype meine Mutter sehen – und sie uns. Danke an alle Pflegekräfte, die so etwas möglich machen!!

Nach fünf Monaten Krankenhausaufenthalt kam meine Mutter dann in ein Pflegeheim. Das war der Moment, in dem ich sie das erste Mal nach ihrem Unfall wieder sah! Nach fünf Monaten…! Ich war wahnsinnig aufgeregt, weil ich nicht wusste, wie ich reagieren würde.

Auch hier waren alle sehr bemüht, empathisch und liebevoll. Diese Menschen, die hier arbeiten, tun das mit so viel Liebe und Hingabe. Ihnen liegt wirklich etwas daran, dass es anderen Menschen gut geht. Davor ziehe ich den Hut!

Fast vier Monate später ist meine Mutter dann gestorben. Ganz friedlich. Die letzten Tage und Nächte saß ich an ihrem Bett. Das war eine sehr intensive Zeit. Zum Einen war es unfassbar traurig. Gleichzeitig war eine Ruhe und Entspanntheit da, wie ich es noch nie erlebt habe. Denn zum Glück war meine Mutter vollkommen entspannt. Eine Pflegerin meinte sogar, sie hätte den Eindruck, dass meine Mutter total im Reinen mit allem wäre. Gibt es etwas Schöneres, als dass jemand am Ende seines Lebens ruhig und vollkommen im Reinen ist?

Ich habe an ihrem Bett gesessen und sehr viel meditiert. Das hat mir geholfen, mit der Situation umzugehen. Vielleicht hat sich die Ruhe ja auch auf meine Mutter übertragen. Wer weiß?

Und ich konnte ihr sagen, dass ich sie immer geliebt habe, auch wenn wir manchmal Streit hatten. Ich konnte ihr sagen, dass sie alles richtig gemacht hat. Denn das glaube ich wirklich. Nicht, dass sie keine Fehler gemacht hat. Natürlich hat sie Fehler gemacht – wie wir alle. Und natürlich war ich nicht mit allem einverstanden. Aber sie hat immer ihr Bestes gegeben. Und auch, wenn ich mir manchmal das Eine oder Andere anders gewünscht hätte, waren es immer Erfahrungen, die mich weitergebracht haben und aus denen ich lernen konnte. Und wenn ich meinte, sie habe mir Unrecht getan, dann weiß ich auch, dass sie das aus ihren eigenen Erfahrungen und Gefühlen heraus getan hat. Eltern sind keine Übermenschen. Sie haben uns das Leben geschenkt – und das ist das größte Geschenk, das sie uns machen konnten. Was wir aus diesem Leben machen, ist dann unsere Sache…

Danke, Mama

unebener Weg durch den Wald. Das Ende ist nicht zu sehen.
Dieses Bild stammt aus Heidelberg und erinnert mich daran, dass ich nicht immer wissen muss, wie es am Ende aussieht. Aber ich weiß, dass es weitergeht. Klingt kitschig, ich weiß.

Und danach?

Was danach alles passierte, habe ich nicht erwartet?

Es war so unglaublich viel zu erledigen und zu organisieren. Ämter, Versicherungen, Rechnungen… Hunderte von Unterschriften, die mein Vater leisten musste. Gleichzeitig musste er plötzlich kochen, waschen, putzen… Das war einfach wahnsinnig viel und neben der emotionalen Herausforderung sehr anstrengend.

Meine Eltern hatten immer einen großen Freundeskreis. Und alle riefen an und wollten irgendetwas sagen. Doch oft wussten sie nicht, was sie sagen sollten. Ist ja auch schwierig. Was sagt man, wenn jemand stirbt? Diese Hilflosigkeit packte sich noch oben auf die Trauer drauf und türmte sich schier endlos auf. Natürlich war das alles sehr lieb. Es ist großartig, Freunde zu haben, die in solchen Situationen da sind.

Und dann gab es Menschen, die unglaublich hilfreich waren – ganz ohne viele Worte. Die Einen halfen, indem sie meinem Vater immer wieder einen Topf mit Essen brachten, so dass er es sich nur noch warm machen musste. Der Nächste schnappte sich die Heckenschere und half im Garten. Andere riefen an und redeten nicht viel, sondern hörten einfach nur zu. Welch eine Wohltat! Auch ich erlebte unglaublich viel Liebe und Mitgefühl. Diese Menschen, die einfach da waren und bei denen ich mir keine Gedanken machen musste, dass ich etwas Falsches sagte, waren der Anker, der mir geholfen hat, nicht in meinem Gefühlschaos wegzutreiben.



Anker liegt auf Pflastersteinen. Im Hintergrund die Elbe in Wedel
Ein Anker in Wedel an der Elbe

50 Jahre: Was ist denn da passiert?

Unfassbar! Ich bin in diesem Jahr 50 geworden. Ich möchte hier keinen Lebensrückblick im Jahresrückblick schreiben. Doch was ist da passiert?

Als meine Mutter 50 wurde, wurde sie von ihren Freundinnen in den selbsternannten “Club der alten Schachteln” aufgenommen. Wir fanden das damals sehr lustig, obwohl ich mir nicht 100%ig sicher war, dass meine Mutter es ihnen nicht doch ein klitze-kleines bisschen übel genommen hat 😉

Normalerweise sind wir an meinem Geburtstag immer im Urlaub auf Sylt. Das heißt, ich verbringe meinen Geburtstag immer am Strand. Wir gehen dann gemütlich frühstücken, genießen den Blick auf´s Meer und trinken am Strand ein Gläschen Wein, Sekt oder – was ich in diesem Sommer gerne getan habe – einen Aperol Spritz. Dieses Jahr war aber alles ein bisschen anders, denn die Ferien lagen dieses Mal früher, so dass wir an meinem Geburtstag schon wieder zuhause waren.

Ein Weißwein- und ein Rotweinglas stoßen aneinander. Im Hintergrund die Nordsee.
Weintrinken am Meer

Der 50. Geburtstag ist natürlich etwas sehr Besonderes. Eigentlich sollte man ihn richtig feiern! Mit vielen Gästen, Spaß und allem, was dazu gehört. Das habe ich dann aber doch nicht gemacht. Zum Einen weil ja immer noch Corona war / ist, und zum Anderen, weil meine Mutter im Sterben lag und mir absolut nicht zum Feiern zumute war. Ich wollte lieber etwas Ruhiges, Entspanntes mit der Familie. Alles Andere war mir einfach zu viel.

Mit der Zahl 50 hatte ich eigentlich nie ein Problem. Und ehrlich gesagt möchte ich auch nicht gerne wieder 20 sein! Nein, wirklich nicht. Ich genieße es, inzwischen etwas Erfahrung zu haben. (Wirklich? ;-)) Nicht mehr von jeder Kleinigkeit aus der Bahn geworfen zu werden. Mehr zu wissen, was ich will – und auch was nicht. Und eine wundervolle Familie zu haben.

Als unsere Nachbarn mich mit einer Geburtstagstorte überraschten, auf der die 50 prangte, war ich im ersten Moment allerdings dann doch erschrocken. Wie konnte das passieren, dass ich einfach mal eben ein halbes Jahrhundert alt wurde?

Geburtstagstorte mit Aufschrift: Melanie 50 Alles Gute
Meine Geburtstagstorte zum 50.

Das hörte sich doch ziemlich alt an! Und ich fing an zu recherchieren, was in dieser Zeit alles passiert ist:

  • 1971 wurde die erste Email verschickt.
  • “Aufmüpfig” war das Wort des Jahres.
  • McDonalds eröffnet sein erstes Restaurant in Deutschland.
  • Die Sendung mit der Maus wurde geboren.
  • Die Schweiz führte das Frauenwahlrecht ein.
  • Helmut Schmidt ermöglichte es Soldaten mit einem Haarnetz-Erlass, lange Haare zu haben.
  • 1971 war das Internationale Jahr zur Bekämpfung des Rassismus und der Rassendiskriminierung.
  • Greenpeace wurde gegründet.
  • “Ärzte ohne Grenzen” wurde gegründet.

Außerdem hörten meine Eltern gerne Elvis, der damals noch lebte…

Wenn ich mir das alles so ansehe, ist doch ziemlich viel passiert. Vieles, was uns heute selbstverständlich ist, war damals sensationell! Außer vielleicht den Haarnetz-Erlass. Den finde ich immer noch kurios! 😉

Es verändert sich so vieles. Und wir sind offenbar in der Lage, uns auch zu verändern, uns an Gegebenheiten anzupassen. Das finde ich eine bemerkenswerte Fähigkeit. Nichts muss so bleiben, wie es ist. Und letztlich bleibt auch nichts so, wie es ist. Wenn unser Gehirn bis zu unserem Tod in der Lage ist, sich zu verändern und immer neue Synapsen zu bilden, dann bedeutet das, dass wir bis ins hohe Alter lernen können und uns verändern können. Ist das nicht großartig? Ich glaube, das hilft uns letztlich auch dabei, mit allem, was uns begegnet, fertig zu werden.

Ach so, ich habe ein Fahrrad zum Geburtstag bekommen. Ja, ich bin eine Schön-Wetter- und Flachland-Fahrerin. Aber ich liebe es, durch die Natur zu radeln. Dabei komme ich zur Ruhe, kann mir meine Gedanken über dies und das machen, und gleichzeitig habe ich frische Luft und Bewegung. So schön und wichtig für Hochsensible!

Endlich grau – und das ist gut so

Ja, ich habe ein paar graue Haare. Ich geb´s ja zu. Mein erstes graues Haar bemerkte ich mit 30 Jahren. Danach passierte jahrelang nicht viel in der Hinsicht. Meine Haare sahen immer dunkelblond – also straßenköter-blond – aus. Doch irgendwann wurden es immer mehr graue Haare. Und ehe ich mich´s versah, saß ich beim Friseur, und er fragte mich, ob ich nicht mal so langsam anfange möchte, meine Haare zu färben oder zu tönen. Wie bitte? Sehe ich denn schon so alt aus? Ehrlich gesagt, habe ich das gar nicht so richtig mitbekommen, dass meine grauen Haare immer mehr wurden… Ich musste also der Realität ins Auge blicken. OK, ich fing also an zu färben. Oh, das sah gleich ganz anders aus. Mir gefiel das sehr gut, und ich fühlte mich auch gleich viel schöner. Meine Familie sagte immer: “Lass doch deine Haare so, wie sie sind. So natürlich siehst du viel besser aus!”. Und ich? Ich fand mich “so natürlich” nicht so schön und färbte weiter. Was mir aber nicht klar war, war die Tatsache, dass die Haare ja wachsen. Und meine wachsen irgendwie besonders schnell. Nach einigen Wochen kamen die grauen Stränen wieder zum Vorschein. Was für eine unerhörte Frechheit! Nun gut, ich ging also wieder zu Friseur und ließ nachfärben. Doch nach ein paar Färbe-Sessions wurde es mir zu bunt! Erstens ging das ganz schön ins Geld. Und zweitens nervte es mich. Also fragte ich mich, warum ich bei anderen Leuten graue Haare gut finde und bei mir nicht. Und ich kam zu dem Ergebnis, dass es anderen eben stand und mir nicht. Ich färbte weiter.

Dann kam Corona und der Lockdown. Kein Friseur war offen. Aber meine grauen Haare hatten keinen Lockdown. Die sind gewachsen und gewachsen. Als dann mein Friseur wieder offen hatte, machte ich schnell einen Termin. Als ich da saß, hörte ich, wie eine ältere Frau auf dem Nebenstuhl erzählte, dass ihr Mann immer darauf bestanden hatte, dass sie sich die Haare färbte, weil er keine alte, graue Frau haben wollte. Ich dachte: “Was, bitte, fällt dem denn ein? Das ist ja eine Frechheit!”. Daraufhin beschloss ich, meiner Familie dankbar zu sein, dass sie mich so liebt, wie ich bin – und ließ meine Haare grauer werden. Bisher sind es ja nur ein paar Stränen.

Oberer Teil meines Kopfes mit leichten grauen Haarstränen
Meine ersten grauen Haarstränen

Ist das wirklich wahr? – Glaubenssätze sind Denkansätze

In diesem Jahr habe ich mich viel mit meinen eigenen Gedanken und Gefühlen beschäftigt. Ich weiß, dass das, was ich denke, wesentlich meine Gefühle beeinflusst. Und auch anders herum. Denn wenn ich wütend bin, denke ich anders, als wenn ich glücklich bin. Nun meinen wir ja immer, dass das, was wir denken, auch der Wahrheit entspricht. Ich dachte, dass ich stark sein muss, um für meine Familie da sein zu können. Und logischerweise dachte ich auch, dass das natürlich auch wahr ist. Das wurde in diesem Jahr radikal auf den Kopf gestellt. Ich fühlte mich oft traurig und hilflos, versuchte aber trotzdem stark zu sein. Da mir das nicht immer gelang, fühlte ich mich dann noch hilfloser. Wie fatal! Es dauerte etwas, bis ich merkte, dass das so nicht funktioniert. Für solche Dinge brauche ich immer etwas länger… Was mir dann unter anderem geholfen hat, waren verschiedene Tools, wie z.B. die Fragen aus The Work von Byron Katie und die Lester Methode.

Die Fragen von The Work sind:

1. Ist das wahr?
2. Kannst du mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist?
3. Wie reagierst du, was passiert, wenn du diesen Gedanken glaubst?
4. Wer wärst du ohne den Gedanken?

Bei der Lester Methode gibt es die Frage: Würdest du diesen (belastenden) Gedanken loslassen, wenn du könntest? So banal und vielleicht unsinnig diese Frage erscheint, so spannend finde ich sie auch.

Was ich bei beiden Methoden so interessant finde, ist der Moment, in dem ich mir vorstelle, wie es wäre, wenn ich etwas Anderes denken würde. Dabei merkte ich, dass ich nicht nur mir selbst das Leben schwer mache, sondern auch allen Anderen in meinem Umfeld, wenn ich glaube, immer stark sein zu müssen. Denn wenn ich mich wütend, traurig, hilflos o.ä. fühle, merken das die Menschen um mich herum – bewusst oder unbewusst nehmen sie es wahr. Und besonders, die Menschen, die mich lieben, werden in diesen Gefühlsstrudel mit hineingezogen. Ich fing an, mir ganz bewusst zu erlauben, das zu fühlen, was eh gerade da ist, und sagte mir Dinge wie: “Ich erlaube mir, hilflos zu sein.” (Das wird mich wohl auch nächstes Jahr weiter beschäftigen. Da bin ich mir sicher.)

Mit Affirmationen komme ich aber nicht immer so gut klar, denn das ist ja gerade das Problem, dass ich das nicht glaube, was ich mir mit den Affirmationen “einreden” will. Es hilft mir nicht, mir zu sagen, dass ich ganz entspannt bin oder dass ich vertrauen kann, wenn ich das eben gerade nicht tue. Ich setze mich damit eher noch mehr unter Druck. Also habe ich meinen ganz eigenen Umgang mit solchen Affirmationen entwickelt, indem ich eine Begründung finde, warum diese Affirmation – für mich – doch stimmen könnte. Dann wurde aus dem Satz “Ich darf hilflos sein.” ein “Ich erlaube mir, hilflos zu sein, weil das menschlich ist.” oder “…, weil das Kämpfen gegen dieses Gefühl mich sonst nur Kraft kostet.” Das finde ich viel leichter. Ich habe dann auch angefangen, auf Instagram und Facebook jeden Tag in der Story eine Affirmation zu posten, bei der jede:r für sich auch die Möglichkeit hat, eine eigene Begründung zu finden, warum dieser Satz vielleicht stimmen könnte. Darauf habe ich gute Rückmeldungen bekommen, und vielleicht hilft es ja auch noch mehr Menschen.

Für mich hat sich dadurch auch gezeigt, wie sehr alles mit allem verbunden ist (Gedanken – Gefühle – körperliche Empfindungen – andere Menschen), und ich habe mich entschieden, genau das auch noch mehr in meine Arbeit mit einfließen zu lassen. Ich bin jetzt noch mehr davon überzeugt, dass Körper, Geist und Seele (wie es so schön heißt) zusammengehören und zusammen auf alles reagieren, was uns im Leben passiert. Gerade in diesen Zeiten halte ich es für so wichtig, auf uns selbst, auf unsere Gedanken, Gefühle und unseren Körper aufzupassen.

Vom Körper zur Seele und zurück

“Ich kann das nicht mehr ertragen!”

“Ich schleppe das schon so lange mit mir herum!”

“Mir sitzt etwas im Nacken!

Mich haben solche Formulierungen, die eigentlich ein Gefühl meinen und das mit körperlichen Bildern ausdrücken, schon immer fasziniert. Und irgendwie war ich auch immer davon überzeugt, dass sich Emotionen körperlich zeigen (können). Denn warum bekommen so viele Menschen Kopfschmerzen, wenn sie dauernd grübeln (sich den Kopf zerbrechen). Oder Magenprobleme, wenn sie eine Sache noch nicht verarbeitet (verdaut) haben? Oft passiert das dann am Wochenende oder im Urlaub, wenn man zur Ruhe kommen möchte. Ich kenne das sehr gut.

Bei mir war es eine Zeit lang so, dass ich viel Kopf- und Nackenschmerzen hatte. Ich neige nämlich auch dazu, mir über sehr vieles Gedanken zu machen und mir Dinge in den schrecklichsten Farben auszumalen. Wenn ich mir dann Zeit für Entspannung nehme, lassen die Schmerzen oft nach. Ja, das ist psychosomatisch. Ich bin der Meinung, dass es auch gar nicht anders geht. Psychische Probleme zeigen sich körperlich – mindestens mit Verspannungen. Und körperliche Symptome haben Einfluss auf unsere Psyche – ich fühle mich immer hundeelend, wenn ich z.B. “nur” einen fetten Schnupfen habe.

Meine Arbeit mit den Methoden aus SANJO besteht ja darin, körperliche Verspannung zu lösen. Doch wenn nur auf der körperlichen Ebene Spannungen gelöst werden, MÜSSEN sie ja wiederkommen, wenn die Emotionen, die damit zusammenhängen, weiterhin da sind.

Ich habe in diesem Jahr beschlossen, das Prinzip, das hinter SANJO steckt, noch mehr auch auf emotionaler Ebene einzusetzen und beides zu kombinieren. Daraus entstand dann die “Achtsame Körperarbeit mit den Methoden aus SANJO”. Dabei arbeite ich parallel auf körperlicher und emotionaler Ebene. Meine Erfahrung ist, dass sich beides sehr gut ergänzt und körperliche Verspannungen sich besser lösen, wenn sich eine Emotion löst – und anders herum. Ich liebe diese Arbeit und bin immer wieder sehr fasziniert, wie intelligent unser Körper uns hilft, Erfahrungen zu verarbeiten und unsere Ziele zu erreichen.

Frau liegt auf einer Behandlungsbank. Sanjo-Therapeut gibt eine Behandlung
Ich liebe meine Arbeit: Achtsame Körperarbeit mit den Methoden aus SANJO.

Ein Experiment mit Torte

Ich backe wirklich gerne. Aber an Torten und andere komplizierte Sachen habe ich mich bisher noch nicht herangetraut. Zum Geburtstag meiner Tocher wollte ich etwas Besonderes machen. Ich fand, dass die Kinder und Jugendlichen durch den Lockdown so viel durchmachten und wollte daher wenigstens eine schöne Geburtstagstorte backen. An den bisherigen Geburtstagen waren es eher Muffins und die üblichen Kuchen-Verdächtigen gewesen. Doch als ich mal wieder in einer Buchhandlung stöberte, fiel mir eine Zeitschrift mit Rezepten auf, die Kuchen in allen möglichen Variationen enthielt. “Das wär´s!”, dachte ich, legte sie aber erst einmal wieder zur Seite, weil ich mir sagte: “Das schaffe ich ja eh nicht, und es wird wahrscheinlich niemals so aussehen, wie auf dem Bild. Und dann habe ich gar keinen Kuchen! Was soll ich dann meiner Tochter sagen?”. Doch immer wieder zog es mich zurück, bis ich die Zeitschrift schließlich kaufte. Jetzt hatte mich der Ehrgeiz gepackt! Ich wollte unbedingt ein Tier-Kuchen backen und entschied mich für einen Pandabär-Cake. Nachdem ich alle Zutaten besorgt hatte, ging´s am Abend also los.

Der Teig war einfach. Alles zusammenmischen und ab in den Ofen. Dann sollte ich die Bambusstäbe aus Baiser machen. Na, das konnte ja heiter werden! Noch nie hatte ich Baiser gemacht. Also gut, alles mischen, in einen Spritzbeutel füllen und Streifen machen. Dann abkühlen lassen. Das kann ja nicht so schwer sein. Beim Schneiden der “Bambusstäbe” ging das Drama los: alles zerbröselte mir, die Stäbe brachen mir einfach so weg. Toll, das sah aus, als hätten die Pandabären sie schon aufgegessen! Und dann stellte ich fest, dass ich die falschen (und zu wenig!) Pistazienkerne gekauft hatte. Sie sollten die Füllung sein und auch das Moos am Bambus darstellen. Jetzt, am Abend, waren die auch nicht mehr zu bekommen. Ich sah mich schon ohne Kuchen dastehen: “Sorry, mein Kind. Aber wir haben ja noch leckere Kekse… Herzlichen Glückwunsch!” – Oh nein! Ich wollte diesen Kuchen! Dann eben mit weniger Pistazien. Weiter ging´s. Irgendwie kamen dann doch noch einige brauchbare Stäbe dabei heraus. Jetzt noch die Creme und dann verzieren. Gegen Mitternacht war der Pandabär-Cake fertig – und ich übermüdet und glücklich. Ich hatte es tatsächlich geschafft, dass etwas Brauchbares dabei herausgekommen ist. Vielleicht sollte ich öfter einmal etwas Neues wagen.

Torte in Form eines Bambuswalds mit Pandabären
Die Panda-Cake ist tatsächlich fertig geworden. Er kam auch sehr gut an. Es bringt mir einfach Spaß, solche verspielten Sachen auszuprobieren.

Meine Kraftorte

Ich liebe das Meer! Wenn ich am Meer bin, kann ich am besten entspannen.

Ich habe einige Zeit in Süddeutschland gelebt. Es ist wirklich schön da, aber das Meer hat mir immer gefehlt. Unseren Sommerurlaub haben wir immer auf Sylt verbracht. Einfach, weil wir einmal im Jahr die Nordsee sehen wollten. Wenn ich dann das erste Mal nach langer Zeit wieder auf das Wassser sehe, kommen mir oft Freudentränen. Ich glaube, es ist die Weite. Ich liebe es, den Horizont sehen zu können. Dann könnte ich mich einfach hinsetzen und stundenlang aufs Wasser gucken. Ich spüre dann, wie mein ganzer Körper und meine Gedanken ruhig werden und entspannen. Es ist, als wenn die Wellenbewegungen des Wassers sich auf mich übertragen. Gleichzeitig ist das Wasser so kraftvoll. Für mich ist Urlaub immer mit dem Meer verbunden.

Wir fahren nach wie vor jedes Jahr einmal nach Sylt, obwohl wir jetzt in Schleswig-Holstein wohnen. Entspannung pur. Und wenn ich noch mehr Entspannung möchte, gehe ich zu Christel Burmeister, die tolle Ganzheitliche Massagen anbietet.

Buhne in der Nordsee bricht die Wellen
Das Meer in Westerland auf Sylt
Frau sitzt am Strand auf einer Buhne und sieht aufs Meer
Das könnte ich stundenlang tun: am Meer sitzen und aufs Wasser gucken.

Jetzt wohnen wir seit gut zwei Jahren wieder in Schleswig-Holstein. Und ich liebe es! Wann immer es geht, fahre ich an die Nordsee. Wenn es nicht geht, gehe ich gerne spazieren. Dieses Jahr habe ich das Himmelmoor entdeckt. Hier kann man wunderschön spazierengehen und gleichzeitig viel über das Hochmoor und die Torfgewinnung lernen. Wenn man Glück hat, kann man viele verschiedene Tiere sehen. Leider habe ich noch nicht den blauen Moorfrosch gesehen, der da leben soll. War wohl nicht die richtige Zeit. Nächstes Jahr werde ich es wieder versuchen.

Schienenweiche für eine Torf-Lore im Moor
Hier fuhren die Torfzüge. Ich liebe dieses Bild: Es steht für mich für die Entscheidungen, die wir täglich treffen. Die Frage, die ich mir dieses Jahr immer wieder gestellt habe war: “Wohin will ich?”

Oder ich gehe bei uns im Ort an den See.

Blick auf See. Im Vordergrund ein Baumstamm. Im Hintergrund die Sonne
Blick auf den See
Eine Gans steht im See
Hier sieht man immer Enten und Gänse

Was ich sonst noch tue, um zu entspannen

In diesem Jahr hatte ich mir fest vorgenommen, regelmäßig zu meditieren und eine Morgenroutine einzuführen. Da ich immer das Gefühl hatte, mich zu wenig zu bewegen, dachte ich, es sei eine gute Idee, den Tag mit ein bisschen Yoga anzufangen. Außerdem wollte ich ein Dankbarkeitstagebuch schreiben, weil ich es schön fand, mit Dankbarkeit in den Tag zu starten. Doch wie ich ja schon oben geschrieben habe, hielt das nicht lange, und ich drömelte wieder so in den Tag, wie immer. 😉

Ich finde immer noch, dass es eine tolle Idee ist, ein Dankbarkeitstagebuch zu führen und sich bewusst zu machen, was alles gut, schön und großartig im Leben ist – auch, wenn es vielleicht gerade nicht so scheint. Irgendetwas findet sich doch immer, über das ich mich freuen kann. Und wenn es das kuschelige Bett und eine warme Dusche ist. Doch ich kam irgendwann nicht mehr in das Dankbarkeitsgefühl hinein und merkte, wie es nur noch eine Pflichtübung war und mich unter Druck setzte. Vielleicht fange ich damit im nächsten Jahr wieder an. Mal sehen.

Yoga mache ich immernoch mehrmals die Woche. Es ist einfach schön, mit ein paar Sonnengrüßen in den Tag zu starten. Dass es eine Routine ist und durch regelmäßiges Tun letztlich selbstverständlich wird, kann ich im Moment (noch) nicht sagen. Mein innerer Schweinehund ist doch ziemlich durchsetzungsstark.

Buddha im Grünen
Buddha im Grünen

Meditieren ist für mich sehr wichtig. Ich habe keine festen Meditationszeiten, aber ich habe mir angewöhnt, mich mindestens einmal am Tag hinzusetzen und zu meditieren. Das sieht dann ganz unterschiedlich aus: Manchmal fühle ich einfach in mich hinein und nehme ganz bewusst wahr, was ich fühle. Manchmal mache ich auch eine geführte Meditation. Besonders gut gefallen mir die Meditationen von Laura Malina Seiler. Es gibt ja sooo viele Meditationen im Internet, und ich lasse mich da von meinem Bauchgefühl leiten. Das ist sowieso etwas, das ich in diesem Jahr immer mehr gelernt habe und noch viel mehr nutzen möchte. Mein Bauchgefühl.


Meine liebsten eigenen Blogartikel des Jahres 2021

Da ich selbst hochsensibel bin, weiß ich, wie wichtig Entspannung ist und auch, dass nicht alles, was anderen hilft, auch für mich funktioniert.

Immer wieder werde ich gefragt, was SANJO von einer Massage unterscheidet. Hier erkläre ich genau das.

Das ist mir ein besonderes Herzensanliegen, da eine sehr gute Freundin von mir mit einerFibromyalgie lebt. Ihr helfen die Methoden aus SANJO sehr, wenigstens ein paar Tage schmerzfrei sein zu können. Wenn auch andere Menschen mit einer Fibromyalgie davon profitieren können, ist eine meiner Visionen erfüllt.


Mein Jahr 2021 in Zahlen

  • Facebook Seite: 85 Abonnenten
  • Instagram: 541 Follower
  • Pinterest: 4,4k monatliche Aufrufe
  • Meine Website: 50 Besucher / Monat

Noch ein paar Einblicke in mein Leben im Jahr 2021

Zwei Katzen sehen aus ihrer Kratzbaumhöhle
Unsere beiden Katzen in ihrer Kratzbaumhöhle. Die beiden kuscheln gerne miteinander und sind BBFs
Ein Cappuccino mit Löffel und einem Herz aus Milchschaum auf einem Holztisch.
Ein Kaffee oder Cappuccino darf nie fehlen…
Bunter Salat in einer dunklen Schale steht auf einem Holztisch
Ich liebe gutes Essen! 😉
Schaukel im Grünen für zwei bis drei Personen
Im Garten vom Obsthof Feindt in Jork.

Mein Ausblick: Das wartet 2022 auf mich

  • Website erneuern: Es wird Zeit, meine Website mit WordPress umzugestalten.
  • Achtsame Körperarbeit: Ich möchte noch mehr in das Thema “Körper und Emotionen” einsteigen.
  • Arbeit mit Affirmationen: Hier habe ich bereits einige Ideen und es werden sicher noch mehr hinzukommen.
  • Garten: Unser kleiner Garten soll etwas umgestaltet werden.
  • Persönliche Weiterentwicklung: Damit ist man ja nie fertig. 😉
  • Mein Motto für 2022 lautet: Vertrauen
Verschlagwortet mit .

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