Eine nach oben geöffnete Hand. Darüber ein skizziertes Gehirn

Gespräch mit deinem Körper

Ich: Hallo, lieber Muskel. Du bist aber heute ganz schön verspannt.

Muskel: Hallo. Wer bist du denn? Bist du so jemand, der an mir rumdrücken, kneten oder ziehen will, damit ich weich werde? Das bringt mich nämlich immer ganz durcheinander.

Ich: Nein. Du wirst schon deinen Grund haben, warum du so verspannst.

Muskel: Naja, ich mache eigentlich nur das, was der Chef mir sagt. Und der sagt, ich soll mich ganz doll anspannen.

Ich: Du machst also immer das, was man dir sagt?

Muskel: Ich kann nur das machen, was der Chef mir sagt. Von alleine kann ich nichts tun.

Ich: Ach so, und dein Chef ist …

Muskel: … das Kleinhirn.

Ich: Ja, dann bringt es auch gar nichts, wenn ich dich drücke oder dehne? 

Muskel: Naja, manchmal werde ich durchgeknetet und danach bin ich ganz entspannt. Aber manchmal ist der Chef  der Meinung, dass es nicht gut ist, wenn ich nach dem Durchkneten und Dehnen entspanne. Dann fordert er mich hinterher erst recht auf, mehr zu arbeiten.

Ich: Also, wenn das so ist, sollte ich mich mal mit dem Kleinhirn unterhalten.

Muskel: Ja, mach das. Ich mach dann mal weiter meine Arbeit und spanne mich kräftig an.

 

 

Ich: Hallo, liebes Kleinhirn.

Kleinhirn: Hallo. Ich bin gerade sehr beschäftigt. Eigentlich bin ich immer beschäftigt. Du musst nämlich wissen, dass ich für die Stabilität im ganzen Körper zuständig bin.

Ich: Ui, das hört sich wirklich nach viel Arbeit an.

Kleinhirn: Allerdings. Da muss ich immer sehr konzentriert sein. Ständig ist irgendwo im Körper etwas los, was die Stabilität bedroht. Wenn mein Mensch läuft, ist es besonders schwierig, weil das Gewicht die ganze Zeit von einer Seite zur anderen verlagert wird. Und wenn er dann auch noch ausweichen muss oder Stufen geht oder etwas anhebt oder sogar Sport macht, – puh, dann wird’s echt kompliziert, sag ich dir!

Ich: Das kann ich mir gut vorstellen.

Kleinhirn: Ja, da ist nämlich ständig die Stabilität bedroht. Ohne mich würde mein Mensch ständig umfallen und sich verletzen.

Ich: … und trotzdem ist Bewegung so wichtig – und irgendwie ja auch schön.

Kleinhirn: Das macht es ja so anspruchsvoll. Manchmal müssen dann einige Muskeln besondern viel arbeiten, damit meinem Menschen nichts passiert.

Ich: Ja, das habe ich schon mitbekommen. Der eine Muskel da …

Kleinhirn: Ich habe schon gemerkt, dass du dich mit meinen Mitarbeitern unterhalten hast.

Ich: Ach, das weißt du?

Kleinhirn: Natürlich! Ich bekomme alles mit, was im Körper passiert. Wie sollte ich sonst meinen Job machen?

Ich: Ja, klar. Verstehe. – Also, dieser Muskel meinte, er muss so verspannt sein, weil du es ihm gesagt hast.

Kleinhirn: Ganz genau. Gut dass er auf mich hört. Nur so kann ich meinen Menschen schützen.

Ich: Ja, das verstehe ich. Warum muss er denn so doll anspannen?

Kleinhirn: Na, sag ich doch: Um meinen Menschen zu schützen natürlich! Vor einiger Zeit hat mein Mensch zum Beispiel irgendetwas Schweres angehoben und dabei eine Bewegung gemacht, die so extrem war, dass ich schon Angst hatte, ich könnte das Schlimmste nicht verhindern.

Ich: Was wäre denn das Schlimmste?

Kleinhirn: Naja, z.B. eine Querschnittslähmung, wenn die Wirbel zu sehr auseinander gehen – oder dass etwas reißt oder bricht … Ich mag es mir gar nicht ausmalen!

Ich: Das wäre tatsächlich schlimm! Gut dass du so gut aufpasst.

Kleinhirn: Danke! Das höre ich gern. Sonst merkt das ja hier niemand.

Ich: Aber sag mal, das ist doch schon lange her …

Kleinhirn: … aber es könnte doch nochmal passieren. Jetzt pass´ ich in eben besonders gut auf.

Ich: Das verstehe ich. Doch die Situation ist ja jetzt vorbei. Und im Moment ist doch alles stabil. Guck doch nochmal genau hin.

Kleinhirn (zögernd): Ja, stimmt. Alles stabil.

Ich: Und die Wahrscheinlichkeit, dass dasselbe nochmal passiert, ist nicht besonders groß.

Kleinhirn: Hm.

Ich: Ich sorge mal für etwas mehr Stabilität in diesem Bereich, ok? Ich halte hier den Muskel und gehe mit ihm mit. Ich mache alle Bewegungen, die er machen soll ganz sanft mit.

Kleinhirn (noch skeptisch): OK.

Ich: Was brauchst du jetzt?

Kleinhirn: Ich bin mir noch nicht ganz sicher. Ich gucke mir das jetzt mal genauer an. Und dann entscheide ich neu, wieviel Spannung wirklich nötig ist.

Ich: Gut. Und ich kümmere mich um die Stabilität.

Kleinhirn: Das ist wirklich super. Wenn du das übernimmst, dann brauche ich ja meinen Muskel gar nicht anweisen, die Arbeit zu machen.

Ich: Stimmt. Verlasse dich drauf. Ich halte hier so lange, wie du willst.

Kleinhirn: Sehr schön! Wenn du da für die nötige Stabilität sorgst, kann der Muskel damit aufhören dauernd anzuspannen und sich ausruhen. Dann hat er auch genug Energie, wenn wirklich wieder etwas passiert. Und ich kann mich auch um andere Bereiche kümmern. Am besten gucke ich immer mal wieder vorbei und entscheide dann immer neu, wieviel der Muskel tun soll.

Ich: Genau!

Kleinhirn: Jetzt gerade habe ich die nötige Spannung in dem Bereich – nicht zu viel und nicht zu wenig, so dass ich weiterhin meinen Menschen schütze und gleichzeitig noch genügend Energie für anderes habe. Das ist wunderbar entspannend! Dankeschön!

Ich: Sehr gerne.

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