zwei Hanteln

Kann Sport entspannen?

Sport entspannt! – Sicher?

Machst du viel Sport? Kann Sport entspannen? Die meisten werden wahrscheinlich mit “Ja” antworten. Natürlich kann Sport entspannen! Oder?

Ein Muskel arbeitet am besten, wenn er entspannt ist. Dann schmerzt er in der Regel nicht und ist am leistungsfähigsten. Nun ist unsere Muskulatur im entspannten Zustand immer ein wenig angespannt. Das ermöglicht ihm, bei Bedarf ohne Zeitverzögerung aktiv werden zu können. Mit einer Anspannung von ca. 20% hat ein Muskel eine Leistungsreserve von 80%, was für den Alltag vollkommen ausreichend ist. Im Gegensatz dazu hat ein bereits zu 80% angespannter Muskel einen wesentlich geringeren Spielraum für (dieselben) anfallenden Aufgaben. Die meisten Menschen haben eine hohe Muskelanspannung – aus unterschiedlichsten Gründen.

Stelle dir jetzt jemanden vor, der Schulter-Nacken-Verspannungen oder Rückenschmerzen hat, und nun sagt jemand zu dieser Person (wohlmeinend natürlich):

  • “Deine Muskulatur ist zu schwach. Du musst mehr Sport machen, um sie aufzubauen.”

Was passiert, wenn du mehr Muskulatur aufbaust?

Ein angespannter Muskel wird nun trainiert und zu hundert Prozent angespannt. Natürlich wächst der Muskel dann, wenn er so trainiert wird. Klar! Nach einer gewissen Zeit ist er vielleicht so stark gewachsen, dass er auf die doppelte Größe kommt. Das sieht sicherlich gut aus und viele denken, dass starke Muskeln vor Schmerzen schützen. Dieser trainierte und große Muskel wird jedoch weiterhin von ein und derselben Arterie versorgt. Diese kann allerdings nicht mitwachsen. Nun muss also dieses Gefäß die doppelte Masse genauso versorgen wie vorher den kleineren Muskel. Um das zu schaffen, muss das Herz mehr pumpen und der Blutdruck steigt. Das ist auf Dauer nicht sinnvoll und auch nicht gesund. Besser wäre es, die Muskulatur zu entspannen und den Grundtonus zu senken. Damit steigt auch die Leistungsfähigkeit des Muskels.

Die Muskulatur ist Teil des Herz-Kreislaufsystems. Ein angespannter Muskel ist ein Strömungshindernis in diesem Kreislauf und erfordert mehr Pumpleistung des Herzens, was auf Dauer einen erhöhten Blutdruck und eine Vergrößerung des Herzens zur Folge haben kann.

Ein angespannter Muskel ist ein Strömungshindernis im Blutkreislauf.

Am leistungsfähigsten ist ein Muskel im entspannten Zustand.

Vielleicht sagst du jetzt:

  • “Aber wenn ich Sport mache, dann tun mir hinterher die Muskeln nicht mehr so weh.”

Das stimmt. Durch die Bewegung wird die Milchsäure (Laktat) aus dem Muskel geschwemmt. Das fühlt sich gut an und hilft tatsächlich. Diesen Effekt hast du allerdings auch, wenn du mit halber Kraft trainierst. Dafür musst du nicht an deine Grenzen gehen.

Auch durch leichte Bewegung wird der Muskel erfrischt.

Ein anderer häufig gehörter Satz ist:

  • “Wenn ich mich dehne, ist das gut für die Muskeln und entspannt sie.”

Das stimmt so nicht. Dehnung ist immer eine gewisse Provokation. Muskelfasern beginnen (bei schmerzhafter Dehnung) zu reißen. Und was geschieht, wenn dein Körper provoziert wird? Er beginnt, sich zu schützen, indem er muskulär anspannt, um gewappnet zu sein. Damit haben wir wieder ein Strömungshindernis im Kreislauf. Hier gilt wirklich: Weniger ist mehr.

Dehnung ist Provokation und führt zu mehr Anspannung.

Möglicherweise sagst du:

  • “Ich habe so einen stressigen Job. Da brauche ich den Sport als Ausgleich.”


Ist das so? Verstehe mich nicht falsch. Ich bezweifle nicht, dass du einen anstrengenden Job hast und dort alles gibst. Ich habe auch nichts gegen Sport und halte es für sehr wichtig, sich regelmäßig zu bewegen. Gerade, wenn man (wie häufig bei der Arbeit) viel sitzt. Meine Erfahrung ist jedoch, dass Sport oft nicht der Entspannung dient, sondern als weiterer Leistungsfaktor abgearbeitet wird. Es geht dann darum, besser zu sein und gegen seinen inneren Schweinehund / gegen einen Gegner oder gegen sonst irgendetwas zu kämpfen. Viele sind beim Sport im Kampf- und Fluchtmodus. Dieser ist jedoch für den Notfall gemacht. Da macht er Sinn und ist ein von der Natur wunderbar eingerichtetes System, das uns hilft zu überleben. Für den alltäglichen Normalbetrieb ist er nicht gemacht und schadet uns und unserem Körper auf lange Sicht. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, was in deinem Körper passiert, wenn ständig der Sympathikus aktiviert ist, also der Teil des vegetativen Nervensystems, der uns auf Kampf und Flucht programmiert, lies dir auch diesen Artikel durch. Dort gehe ich noch mehr auf die körperlichen Reaktionen in Stresssituationen ein.

Wenn du beim Sport kämpfst, spannen deine Muskeln an. Sie entspannen nicht! Hast du jedoch Spaß an der Bewegung und führst diese leicht und locker aus, können deine Muskeln entspannen und gleichzeitig werden sie gut durchblutet, ohne dass dein Herz zu sehr belastet wird. Deine Leistungsfähigkeit ist wesentlich höher und du fühlst dich nach dem Sport tatsächlich erfrischt.

Sport sollte Spaß machen und nicht im Kampfmodus durchgeführt werden.


FAZIT:

Die Muskulatur ist wesentlich leistungsfähiger, wenn sie entspannt ist. Gleichzeitig ist es für den gesamten Körper besser, nicht immer im Kampfmodus zu sein.

Locker-leichte Bewegungen sind hier hilfreicher als ständige Anspannung.

Frage dich immer, ob das, was dich stresst oder von dem du meinst, es müsse noch besser gehen, für dein Leben wirklich überlebenswichtig ist oder ob du es nicht entspannter und leichter angehen könntest.

Was sind deine Erfahrungen? Kämpfst du noch oder genießt du die Bewegung beim Sport? Schreibe mir gerne in die Kommentare. Ich freue mich auf den Austausch mit dir!

Ich wünsche dir einen entspannten Tag,

Deine Melanie


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