eine weiße Espressotasse mit dem Schriftzug "Heute ist mein Lieblingstag!" steht auf einem Holztisch

Warum ich keine Morgenroutine habe

“Eine Morgenroutine ist wichtig.”

“Jeder erfolgreiche Mensch hat eine Morgenroutine.”

“Menschen mit einer Morgenroutine sind glücklicher und ausgeglichener.”

Kennst du diese Sätze? Lange Zeit habe ich es versucht mit unterschiedlichen Routinen: Ich habe es mit Bewegung direkt nach dem Aufstehen probiert. Ich habe ein Dankbarkeitstagebuch angefangen und ich bin mit Meditation in den Tag gestartet. Und alles habe ich nach einer gewissen Zeit auch wieder aufgegeben, weil es Kraft gekostet hat, diese Routine aufrecht zu erhalten. Zuerst dachte ich, dass es dazugehört, sich zu überwinden. Schließlich ist es ja etwas Neues, das erstmal in meinen Alltag integriert werden muss. Doch auch nach mehreren Wochen fühlte es sich immer noch anstrengend an. Dabei heißt es ja, dass sich Routinen nach 6 Wochen etabliert haben. Und wieder hatte ich das Gefühl, dass etwas mit mir nicht stimmt, weil es bei mir eben nicht so war.

Natürlich habe ich mich dafür getadelt und in Gedanken schlecht gemacht, weil ich geglaubt habe, ich müsse eine regelmäßige Morgenroutine haben. Irgendwann habe ich dann wieder mit irgendetwas angefangen, mich einige Zeit damit gut gefühlt – und es wieder aufgegeben, weil es anstrengend war.

Heute habe ich keine Morgenroutine und fühle mich damit richtig wohl. Denn ich stehe morgens ohne das Gefühl, ich müsse mich jetzt zu irgendetwas überwinden, auf.

Was ist der Sinn einer Morgenroutine?

Eine Morgenroutine – wenn du eine haben möchtest – sollte dir helfen, gut in den Tag zu starten. Das kann durch Entspannung oder durch Bewegung passieren. Es kann durch das Fokussieren auf ein Ziel oder auf die Wahrnehmung von inneren Prozessen / Emotionen geschehen. Es gibt viele Möglichkeiten für eine Routine am Morgen. Das Wichtige ist, dass sie dir hilft. Wenn du so viel Energie in eine Morgenroutine steckst, dass sie dir Kräfte raubt und du dich hinterher erschöpft fühlst, ist es keine sinnvolle Routine.

Was sonst noch hinter dem Wunsch nach einer Morgenroutine stecken kann

Im besten Fall hast du eine Routine, die dir Kraft schenkt und dich energiegeladen, fröhlich und gestärkt in den Tag starten lässt. Wenn das nicht der Fall ist, dann kannst du fragen, was vielleicht hinter dem Wunsch nach einer Morgenroutine stecken könnte. Manchmal kommen hier versteckte Kompensationsstrategien zum Vorschein. So kann es sein, dass eine Überzeugung wie z.B. “Ich muss stark sein.” oder “Ich muss etwas leisten.” hinter dem Wunsch nach morgendlicher Routine steckt. Dann verstecken wir diesen Gedanken und kompensieren ihn mit morgendlichen Sporteinheiten oder Meditation o.ä.

Durch Meditation zur Dissoziation?

Ich liebe Meditation. Aber ich kenne auch die Situationen, in denen ich das Meditieren unbewusst dazu benutzt habe, zu dissoziieren. In Zeiten, in denen ich mich nach Ruhe gesehnt habe, dachte ich, dass Meditieren mir helfen kann. In Wirklichkeit habe ich nicht meditiert, sondern dissoziiert. Dann habe ich nicht mehr gefühlt, sondern mich von meinem Körper gelöst, indem ich nur noch in meinen Gedanken war.

In der Meditation geht es (auch) darum, sich zu spüren – und zwar alles, auch das Unangenehme und Unruhige in mir. Alle Emotionen, alle körperlichen Empfindungen dürfen da sein und wahrgenommen werden.

Wenn ich Meditation dazu nutze, um ruhiger zu werden, dann ist es im Grunde keine Meditation, sondern eine Entspannungsübung. Auch die habe natürlich ihre Berechtigung, aber brauchst du eine Entspannungsübung nach dem Schlafen? Oder ist es vielmehr die Frage, was dir jetzt wirklich gut tun könnte, um gut in den Tag zu starten?

Sport als Vermeidungsstrategie?

Auch durch Sport kann es passieren, dass wir in eine Art Dissoziation kommen können. (Impulsfrage: Wovor willst du weglaufen? ;-)) Zwar kümmern wir uns nun um den Körper, aber vielleicht “hilft” das, die Emotionen nicht zu fühlen.

Vielleicht kennst du das, wenn du gerade Stress hast und dann anfängst, mehr Sport zu machen. Vielleicht fängst du an zu joggen o.ä. Das kann sicherlich Stress abbauen. Es kann aber eben auch sein, dass eigentlich Emotionen hochkommen, die du nicht fühlen willst. Als ich am Ende meines Studiums meine Abschlussarbeit geschrieben habe, waren plötzlich ganz viele andere Sachen wahnsinnig wichtig: putzen, Sport … Im Grunde war es meine Angst, es nicht zu schaffen, nicht gut genug zu sein.

Was ich stattdessen morgens mache

Wenn ich morgens aufwache, fühle ich als erstes in mich hinein. Ich frage mich dann: “Was kann ich spüren?” (Ist da irgendetwas, das wehtut oder unangenehm ist?) und “Was würde mir jetzt guttun?”

Manchmal wache ich auf und merke, dass ich einen Druck im Bauch habe oder Verspannungen oder auch Unruhe. Dann bleibe ich bei der körperlichen Empfindung, versuche sie so wahrzunehmen, wie sie ist. Ich versuche Wörter dafür zu finden und sie möglichst genau zu beschreiben. Dann kann es passieren, dass sich dieses Körper-Gefühl mit einer Emotion verbindet. Auch die nehme ich so genau wie möglich wahr.

Wenn ich mich dann frage, was mir jetzt guttun könnte, fällt es mir leichter, eine Antwort zu finden, weil ich mich bereits um das Gefühl gekümmert habe. Manchmal ist es einfach eine schöne Tasse Kaffee, die ich ganz bewusst genieße, manchmal möchte ich journaln und manchmal wünsche ich mir etwas Bewegung. Heute morgen hatte ich beispielsweise Lust, mich auf mein Fahrrad zu setzen und eine kleine Tour zu machen.

Der Wunsch nach Bewegung kommt häufiger, seit ich mich nicht mehr zu etwas zwinge. Morgens immer Sport / Yoga zu machen, war Druck. Und Druck erzeugt bekanntlich Gegendruck. Zu spüren, dass Bewegung etwas Schönes und Wünschenswertes ist, ist etwas ganz Anderes! Das ist Genuss.

Fazit

Mir ist es inzwischen sehr wichtig, den Tag genussvoll zu beginnen. Dann ist es egal, ob es “nur” eine Tasse Tee oder Kaffee ist oder eine Sporteinheit.

Da es mir nicht jeden Tag gleich geht und ich mit unterschiedlichen Emotionen und Körperempfindungen aufwache, ist es für mich auch logisch, dass ich nicht jeden Tag gleich beginne. Für mich macht es mehr Sinn, in mich hineinzuspüren und dann meinen Morgen entsprechend anzupassen und so zu gestalten, dass ich Energie schöpfen kann – anstatt Energie zu verbrauchen, so dass ich das, was am Tag noch auf mich zukommt, gut erledigen kann.

Mit diesem Start in den Tag bin ich kraftvoller und fröhlicher. Davon profitiere ich selbst und die Menschen in meinem Umfeld, weil es mir so besser geht als mit einer festgelegten Morgenroutine.

Wie geht es dir am Morgen? Was ist dir wichtig für einen guten Start in den Tag? Schreibe mir gerne in die Kommentare, wie du morgens am liebsten in den Tag startest!

Du kannst nichts loslassen …

… bis du es annimmst!


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lächelnde Frau mit schulterlangen braunen Haaren vor einer weißen Wand

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2 Kommentare

  1. Also meine Morgenroutine ist mir heilig. Sie beginnt mit einer Meditation und einer Yoga-Praxis (mal nur 5 Min. mal bis zu 20 Min., je nachdem, wonach mir ist). Dann schabe ich meine Zunge, und mehrmals die Woche spüle ich meine Nasengänge und öle sie anschliessend. Danach noch Zähne putzen und ein Glas lauwarmes Wasser trinken.
    Ich geniesse diese Zeit am Morgen ganz bewusst und empfinde es keineswegs als “Zwang” oder “von aussen auferlegt”.

    • Hallo Yvonne,
      es freut mich, dass du deine eigene Morgenroutine gefunden hast. So schön.
      Auf sich selbst zu achten und dabei flexibel zu bleiben, finde ich wichtig. Denn, wie du schreibst, sind die Tage unterschiedlich und manchmal sind 5 Minuten vollkommen ausreichend und manchmal fühlt es sich gut an, mehr zu tun. Das Wichtigste ist, dass man sich dabei wohlfühlt.
      Liebe Grüße, Melanie

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