zwei Hände, die wie zur Begrüßung ineinander liegen

Wie du Kontrolle und Vertrauen in eine gute Balance bekommst

Wir alle wollen die Kontrolle behalten. Über uns, unser Leben, die Situationen und Ereignisse und auch über andere Menschen. Kontrollverlust macht den meisten Menschen Angst. Warum? Weil wir uns sicher fühlen wollen. Ganz nach dem Motto: “Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser.” Ich bin selbst so ein kleiner Kontrollfreak, und ich möchte das Kontrollbedürfnis nicht verteufeln. Aber dass es so seine Schwierigkeiten mit sich bringen kann, ist unbestritten.

Was kannst du kontrollieren?

Du kannst nicht alles kontrollieren. Das ist sicherlich nichts Neues für dich. Trotzdem versuchen wir es immer wieder und geraten auch manchmal in Schwierigkeiten und manchmal auch in Panik, wenn wir merken, dass wir etwas nicht unter Kontrolle haben. Das passiert vor allem dann, wenn etwas Unvorhergesehenes geschieht, das wir uns nicht gewünscht haben. Dadurch fühlen wir uns in unseren Zielen bedroht und das löst Ängste aus. Weil wir das nicht fühlen wollen, tun wir alles, um das zu vermeiden.

Im Leben passieren so viele Dinge, die wir nicht vorhersehen können. Können wir da überhaupt etwas kontrollieren oder sind wir allem hilflos ausgeliefert? Wenn du die Nachrichten siehst, hast du vielleicht auch das Gefühl, hilflos zu sein: Kriege, Hunger, Klimaveränderungen. Aber auch im Privaten gibt es so vieles, was wir gerne anders hätten: Streit, Ungerechtigkeiten, Krankheiten und Tod, Verlust und Trennung.

Und manchmal sind es einfach die Kleinigkeiten: Du möchtest eine Gartenparty zu deinem Geburtstag feiern, planst alles bis ins kleinste Detail und kannst es kaum erwarten, dass deine Gäste kommen und ihr zusammen Spaß habt, gemeinsam das mit Liebe vorbereitete Essen genießt und ein, zwei Gläser Wein trinkt. Und dann fängt es an zu regnen! Und dann ist auch noch dein*e beste*r Freund*in krank geworden und sagt ab. Natürlich bist du enttäuscht und ärgerst dich. Schließlich hast du alles lange vorbereitet und dich schon so auf den Abend gefreut. Und jetzt?

Nein, du kannst nicht alles kontrollieren. Das Einzige, worüber du wirklich die Kontrolle haben kannst, bist du. Deine Gedanken. Deine Handlungen. Deine Gefühle. Dazu später mehr.

Warum Kontrolle nichts Schlechtes ist

Kontrolle hat meistens einen schalen Beigeschmack. Niemand möchte gerne kontrolliert werden und es gilt – gerade in der Szene der Persönlichkeitsentwicklung – oft als Schwäche, wenn jemand “nicht loslassen kann” und “immer so kontrolliert ist”. Dabei ist es sehr schön und wichtig, die Kontrolle behalten zu können. Das gibt uns Sicherheit und zeigt Verantwortungsbewusstsein.

Wenn du beispielsweise ein Projekt planst (beruflich oder auch die oben genannte Gartenparty), dann hilft es dir, wenn du den Überblick hast und kontrollierst, ob alles nach Plan läuft. Solange du dir im Klaren darüber bist, dass du nicht alles kontrollieren kannst und immer auch die Möglichkeit mit einbeziehst, dass etwas Unvorhergesehenes passieren kann, ist das vollkommen okay. Die Frage ist, wie du dann mit dem Unvorhergesehenen umgehst, wenn es passiert:

  • Gerätst du in Panik?
  • Oder kannst du gelassen bleiben, weil du weißt, dass du immer dein Bestes gegeben hast?
  • Was glaubst du, sagt es über dich aus, wenn etwas nicht so klappt, wie du es dir vorgestellt hast?
  • Stellt es dich und deine Arbeit in Frage?

Wann Kontrolle Schwierigkeiten macht

Die meisten Menschen haben Schwierigkeiten damit, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert. Aber einigen fällt es besonders schwer, damit umzugehen. Wieder andere entwickeln Zwänge aus der Angst heraus, etwas nicht unter Kontrolle haben zu können. Vielleicht kennst du das ganz starke Bedürfnis, noch einmal zu kontrollieren, ob du die Tür auch wirklich abgeschlossen hast. Wir alle wollen möglichst alles tun, um sicher und gesund leben zu können. Was wäre, wenn jemand bei dir einbricht und du nicht abgeschlossen hast? Würdest du dir selbst Vorwürfe machen? Oder hättest du Angst, dass jemand anderes dir Vorwürfe macht? Könntest du jemals wieder glücklich sein, wenn du wüsstest, dass jemand einbrechen konnte, weil du nicht abgeschlossen hattest? Oder wäre das etwas, das du natürlich nicht willst und in jedem Fall vermeiden möchtest, aber das dir langfristig auch nicht die Lebensfreude nehmen kann?

Solange du alles kontrollieren willst, kannst du nicht entspannen. Du bist dann ständig angespannt, weil du überall Gefahren witterst, weil du weißt, dass du nie alles kontrollieren kannst und immer etwas passieren könnte, das du nicht mit eingeplant hast. Dann sitzt dir evtl. etwas im Nacken oder du spürst den Druck (die Kontrolle behalten zu wollen) auf den Bandscheiben oder irgendwo anders im Körper. Im Grunde bist du ständig im Kampf gegen das, was passieren könnte. Und beim Kämpfen ist niemand entspannt.

Wer alles kontrollieren will, konzentriert sich auf mögliche Probleme. “Was könnte alles schiefgehen?” Und wenn du dich das fragst, bekommst du auch immer entsprechende Antworten. Das bedeutet, dass du immer etwas finden wirst, das nicht nach Plan laufen könnte. Dadurch bestätigt sich deine Angst vor Unsicherheit und vor einem möglichen Kontrollverlust. Du bist auf Probleme fokussiert und es fällt dir schwerer, das Andere am Wegesrand zu sehen. Denn deine Aufmerksamkeit ist ja beschäftigt. Du siehst überall Probleme, nutzt deine Energie für das Lösen dieser Probleme und fühlst dich erschöpft und energielos. Deine Ziele und Wünsche bleiben auf der Strecke, weil du 1. sowieso erschöpft bist und 2. glaubst, dass du sie eh nicht erreichst, weil die Probleme ja so groß sind und dich daran hindern, das zu tun, was du tun willst. Dadurch wirst du nur schwer, wenn überhaupt, aus deiner Komfortzone herauskommen und kaum etwas Neues lernen können.

Es fällt dann auch schwerer, andere Sichtweisen stehenzulassen, weil eine Person, die Angst hat, die Kontrolle zu verlieren, immer auch versuchen wird, andere von der eigenen Sichtweise zu überzeugen. Diese Angst kann zu extremen Ansichten, Ausgrenzung und Verurteilungen anderer Meinungen und Minderheiten führen. Der Eine bleibt dann in seiner Blase von Gleichgesinnten, die Andere fängt an, andere zu “missionieren”, sich auch für die gleichen Werte einzusetzen. Jede*r hat eigene Methoden, mit Angst vor Unsicherheit umzugehen. Solange wir versuchen, anderen unsere Bewältigungsstrategien aufzuzwingen, sind wir im Kampf und wollen etwas kontrollieren, was wir nicht kontrollieren können. Wir haben alle unsere Ängste. Und wir können diese Ängste nicht bewältigen, indem wir die der Anderen lösen wollen. Die Ängste der Anderen sind die Angelegenheit der Anderen. Unsere eigenen Ängste sind die, um die wir uns kümmern sollten – und die einzigen, um die wir uns kümmern können.

Kontrolle ist gut – Vertrauen ist besser?

“Du musst mehr Vertrauen haben.” Kommt dir das bekannt vor? Sagen dir das andere manchmal? Oder sagst du es dir selbst laufend? Aber wie macht man das? Wenn das Bedürfnis nach Kontrolle der Angst entspringt, dann kannst du ja nicht einfach einen Schalter umlegen und – SCHWUPPS – ist Vertrauen da, oder? Das ist so, als ob dir jemand sagt: “Du musst keine Angst haben.” Die Angst ist aber trotzdem da. Es ist also nicht hilfreich, auf mehr Vertrauen zu pochen.

Was du aber immer tun kannst, ist liebevoll mit dir selbst zu sein:


Du kannst die Angst in dir aufspüren und anerkennen, dass der Wunsch nach Kontrolle dich vor dieser Angst schützen will.

z.B. Angst, allein gelassen zu werden

Du kannst dir selbst danken, dass du für dich da bist und deine Emotionen dich schützen wollen.

z.B. “Danke, dass ich etwas in mir habe, dass mich schützen will.”

Du kannst nach anderen Möglichkeiten suchen, die dich vor dem, was dir Angst macht, schützen.

z.B. proaktiv nach Kontakten suchen, die dir gut tun

Die Emotion macht dich auf etwas aufmerksam, darum kümmern musst du dich aber selbst.

Byron Katie sagt immer, dass es drei Formen von Angelegenheiten gibt:

  • meine eigenen Angelegenheiten
  • die Angelegenheiten meines Gegenübers / der Anderen
  • GOTTES Angelegeneheiten (oder wie auch immer du es nennst: Universum, das Leben …)

Du kannst nur in deinen eigenen Angelegenheiten etwas beeinflussen und verändern. Wenn du dich in fremden Angelegenheiten befindest, fühlst du dich hilflos und versuchst, etwas zu kontrollieren, das nicht in deinem Einflussbereich ist. Da hast du keine Chance. Nur, wenn du dich in deinen eigenen Angelegenheiten befindest, fühlst du dich wohl und kannst auch damit aufhören, andere zu kontrollieren.

Vertrauen bedeutet nicht, dass du jedem Menschen immer alles glaubst.

Vertrauen bedeutet, dass du in deinen eigenen Angelegenheiten bleibst, dich um dich selbst kümmerst und so dir selbst vertraust.

Liebe und Vertrauen

Es heißt immer, Liebe bedeute Vertrauen und ohne Vertrauen sei die Liebe zum Scheitern verurteilt. Wer ständig seine*n Partner*in kontrollieren will, ist sicherlich nicht glücklich in dieser Beziehung und vielleicht scheitert diese Beziehung auch früher oder später. Niemand will gerne kontrolliert werden.

Da aber niemand Vertrauen ‘machen’ kann, sehe ich das etwas anders:

Liebe bedeutet nicht nur Vertrauen,

sondern die Bereitschaft, die Kontrolle zu verlieren und

gleichzeitig die volle Verantwortung für die eigenen Gefühle zu übernehmen

und sich darum zu kümmern.

Wer sich selbst vertraut und die Verantwortung für die eigenen Gefühle übernehmen kann, braucht keine Kontrolle mehr.


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